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Der Springsport veränderte die Sättel
für immer
Nach den Weltkriegen wechselten die
Bedürfnisse der Kunden des Sattlers von Transport und Gefecht
zu Vorführungen, Jagd und Sport. Der organisierte Springsport
änderte alles im Hinblick darauf, wie ein Sattel aussehen und
geritten werden sollte. |
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Vor Caprillis Experimenten,
durch die der Vorwärtssitz entstand, wurde der Kopf
der Pferde hochgehoben in dem unnatürlichen Versuch,
ihnen beim Sprung über das Hindernis zu "helfen".
Der von dem italienischen Offizier im späten 18. Jahrhundert
entwickelte Freistil läßt Pferde ungehindert
springen. |
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Saumur
20er Jahre des 20. Jh. |
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Toptani
50er Jahre des 20. Jh. |
Beachten sie den Unterschied
zwischen den Französischen- oder Samur Trachten (links),
der um 1920 in GB eingeführt wurde, und den Toptani Trachten.
Sehen sie, wie die Polsterung des Toptani einwärtsgeformt
ist und in der Größe reduziert, um den Oberschenkel
des Reiters näher ans Pferd zu bringen. Diese Erneuerung
war schlecht für das Pferd, weil es häufig eine Lücke
im Kontakt verursachte, die zu Druckstellen am vorderen und
hinteren Ende der Trachten führte.
Im späten 18. Jahrhundert wurde nur
rittlings gesprungen, wenn es keinen anderen Weg gab, um von
einem Feld auf das andere zu kommen. Die Reiter standen in den
Steigbügel und hievten die Pferde mit dem Gebiß hoch.
Die ganze Tortur konnte man als sehr unnatürlich für
das Pferd ansehen.
Dann, nach der Jahrhundertwende, entdeckte
Frederico Caprilli, ein italienischer Kavallerieoffizier, dass,
wenn man dem Pferd erlaubt, sich in seinem natürlichen
Rahmen zu bewegen, an einem wesentlich längeren Zügel,
es viel leichter springen kann. Der Reiter half ihm durch Vorwärtslehnen
im passenden Moment und es zuckte dann nicht einmal mehr mit
der Wimper. Seine Versuche brachten viele Versuchs- und Fehlersprünge
mit sich, bezogen Dummies ein, die auf dem Pferderücken
festgegurtet waren und natürlich auch viele eigene Stürze.
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Aber die Sättel, die
Caprilli benutzte, erlaubten dem Reiter nicht, nach vorne zu
kommen. Sie waren entwickelt für den aufrechten Sitz in
der Mitte des Pferderückens mit langen Steigbügeln.
Sein Schüler, Graf Elias Toptani, verfeinerte den Sitz
seines Mentors nach Caprillis frühem Tod, und entwickelte
in den frühen 50ern einen Sattel, durch den das Springen
im Vorwärtssitz leichter zu erlernen und durchzuführen
war. Toptanis revolutionäre Erfindung rief nach einer drastisch
verkleinerten Gabel und Lehne, und zerstörte dabei jede
Hoffnung auf ausgewogenen Spielraum für den Widerrist bei
vielen Pferden.
Sein Sattel hatte auch einen wesentlich
engeren Drehpunkt im Sitz, da, wo der Schritt des Reiters ist.
Um diesen Drehpunkt zu verkleinern, ließ Toptani seinen
Sattler die Trachten des Baums ganz nah zusammenbringen, und
jedes Kissen wurde um 2/3 verschmälert. Dieses brachte
den Reiter ganz nah ans Pferd und verhinderte, daß seine
oder ihre Beine unangenehm gespreizt wurden. Aber dies vernichtete
die gewichtsverteilende Fläche des Sattels und begrub alle
Hoffnungen auf einen Sattel, der vielen Pferderücken ordentlich
paßte.
Dazu bildeten die verschmälerten
Seitenteile oft in der Mitte des Pferderückens eine Brücke,
zwangen das ganze Reitergewicht und die Erschütterungen
in den Steigbügeln vorne an die Gabel, wo diese in den
Widerrist kneifen konnte. Er erfand einen Sattel, der dem Reiter
beim Springen half, der aber nicht lange Zeit geritten werden
konnte, ohne das Pferd zu verletzen. Unglücklicherweise
kopierten scharenweise wenig erfahrene Sattler und Hersteller
die originale, nicht patentierte Erfindung Toptanis. Diese wurden
von den Reitern so schnell gekauft, wie sie produziert wurden.
Viele schlechte Versionen kamen auf den Markt und ohne die Anwesenheit
der Herren der Kavallerie, die mit weiser Voraussicht sanft
die Hand auf die Schultern junger Reiter legten, bürgerte
sich eine Sattelmode ein, die mit Sicherheit Pferden auf der
ganzen Welt schadete. |
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